Single im Homeoffice: Strategien, die helfen

1979 und ich war 6. Samstagnachmittag und die Sonne schien. Ich hörte, wie meine Freundinnen draussen lachten. Das hat mich wütend gemacht. Ihre Sandalen klapperten auf dem Asphalt und ich wusste, dass sie Gummitwist spielten. Mein Lieblingsspiel! Kennt das noch irgendwer? Gummitwist! Dafür gibt es sogar einen Wikipedia Eintrag, haha. 

Ich hatte Hausarrest, weil ich etwas ausgefressen hatte. Was, weiss ich nicht mehr. Wirklich nicht 🙂. Aber ich weiss noch, wie isoliert ich mich gefühlt habe. Und wie wütend ich auf meine Freundinnen war, weil sie Spass hatten, während ich alleine in meinem Kinderzimmer sass. Und Barbie glotzte mich auch nur blöde an. 

2020 ist Hausarrest zurückgekehrt. Jetzt Single zu sein, fühlt sich wie damals an, als die anderen draussen Gummitwist spielten. Same, same but different. 

Als Single abgeschnitten im Home Office

Ich fühle mich abgeschnitten von der Aussenwelt. Halt, warte, dies wird kein Jammerblog, keine Bange! Ich bin grundsätzlich gerne Single und geniesse meine Freiheit.

Aktuell gucke ich den Familien zu, wie sie sich organisieren müssen, damit alles unter einen Hut passt. Das ist sicherlich superanstrengend, und ich möchte nicht tauschen. Dann gibt es aber die Momente, in denen ich mich grad nicht so auf der Höhe fühle.

Und dann gibt es mir manchmal einen kleinen Stich ins Herz, wenn ich die Bilder sehe, wo die traute Familie am Wochenende zu Hause bleiben und gemeinsam kochen muss.

Ganz ehrlich? In dem Augenblick nervt mich das Gejammer, wie mühsam Familie ist. Ich sage dann immer, dass „Home Alone“ auch nicht nur lustig ist. 

Aktuell akzentuiert sich ja alles. Für die einen ist es zuviel Familie und Nähe und sie möchten nur noch ihre Ruhe haben und allein sein. Für die anderen ist es zuviel Alleinsein und zuviel Ruhe und sie möchten endlich wieder Gesellschaft haben. Also im Sinne von gemeinsam im Kaffee sitzen und sich austauschen.

Virtuelle Gesellschaft ist ja zum Glück auf drei Klicks zu haben. Eigentlich müssten Paare ohne Kinder am glücklichsten sein. Meine These dazu: wenn die Beziehung gut ist, dann klappt das bestimmt. Wenn die Beziehung eh schon herausfordernd ist, dann zeigt sich das jetzt sicherlich in voller Intensität. Zeit für "We gotta talk, Baby“ ;-). 

Statistik zu Singles und Privathaushalten

Gemäss dem Schweizer Bundesamt für Statistik gab es Ende 2018 in der Schweiz rund 3.8 Mio. Privathaushalte. In gut einem Drittel dieser Haushalte lebt nur eine Person = 1.365 Mio. 

Ein Bericht der Handelszeitung von Anfang März zeigte, dass z.B. Google seine 4000 Mitarbeitenden nach Hause geschickt hat. Ebenso handhaben es viele Banken, Versicherungen, Telecom und andere Dienstleister, wenn sie nicht ein Rotationssystem eingeführt haben.

Wieviele Singles aktuell im Home Office „Hausarrest“ haben, entzieht sich meiner Kenntnis. Was ich weiss, ist, dass der Guide, den ich für Singles im Home Office, geschrieben habe, innert 48 Stunden 100x heruntergeladen wurde. 

Schlussendlich ist es auch hier wie immer individuell unterschiedlich. Als ich noch bei einer der Big 4 arbeitete, sass ich in einem Grossraumbüro. Am Abend war ich dann froh, wenn ich die Türe hinter mir schliessen konnte und mit niemandem mehr reden musste.

Das erlebe ich aktuell auch bei einigen meiner Single-Freunden. Sie haben einen Berg Arbeit, müssen ihr Team bei Laune halten und sind froh, dass wenn sie den Laptop zuklappen einfach mal ihre Ruhe haben. Übrigens: Hilfe für dich als Leader*in im Home Office gibt es in diesem Guide.

Aber manchmal schleicht sich das Gummitwist Gefühl ein. 

Wie gehe ich mit Alleinsein um

Neben den Krähenfüssen um den Augen und der sackende Haut unter dem Kinn hat Älterwerden für mich grandiose Vorteile. Zum Beispiel kann ich heute viel besser damit umgehen, wenn ich mich alleine und isoliert fühle.

Ich habe gelernt, dass Gefühle kommen und gehen. Ich kann heute viel besser auch mal ein Gefühl aushalten, auch wenn es sich noch so ätzend anfühlt. Nein, es ist nicht so, dass es gar keine negativen Gefühle mehr gibt. Die gehören zum Leben. Sie nicht haben zu wollen bedeutet, nur ein halbes Leben leben zu wollen. Yin und Yang. 

Diese Strategien helfen mir

  • Grundsätzlich ist es für mich wichtig, überhaupt zu wissen, was mir gut tut; ganzheitlich und nachhaltig. Das ist gar nicht so einfach. Nehmen wir Zitronenkuchen zum Beispiel (to die for…..).  Zitronenkuchen nährt mich kurzfristig und streichelt meine Seele, aber wenn ich ehrlich bin, entzieht er mir Energie und ich bin nach dem Genuss müde und „sluggish“. Er nährt mich also nicht tief innen und gibt mir keine nachhaltige Energie. 

  • Das von mir entwickelte SWIM-Modell hilft mir immer wieder. SWIM steht für Selbst-Empathie, Wahrnehmung der Situation, Innenschau in die körperliche Dimension und Menschlichkeit akzeptieren. Mehr darüber findest du in diesem Blogartikel >>

  • Sich mit anderen Singles verbinden hilft auch. Ich lerne aktuell grad viele neue Leute kennen (ja, da staunst du, was! ;-)), die im selben Boot wie ich sitzen. Und das tut unheimlich gut. Weil ich mich erkannt und verstanden fühle.

    Ich fühle mich auch von meinen Nicht-Single Freunden verstanden, das möchte ich hier betont haben. Gleichzeitig ist es einfach cool, mich mit Leuten auszutauschen, die grad in der gleichen Situation wie ich sind. Wie ich sie finde? In meiner Facebook Gruppe #togetherinthis.

  • The bigger picture: Von aussen abgeschottet zu sein gibt mir die Möglichkeit, mich wieder mehr mit meiner Vision zu verbinden.

    Ich weiss sehr genau, wer ich bin und was ich im Leben will. Ich weiss, warum und mit was ich meinen Teil zu einer besseren Welt beitragen möchte. Im Alltag geht diese Klarheit manchmal unter.

    2020 macht es möglich, dass ich mich wieder mehr mit dieser Metaebene beschäftige. Und das streichelt meine Seele ungemein, das motiviert mich und gibt mir nachhaltig Energie. Nur schon wenn ich es schreibe, merke ich, wie mein ganzer Körper zu kribbeln beginnt und ich voller Freude und Erwartung bin. 

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass 2020 eine Riesenchance ist, ⁠um uns wieder auf das wirklich Wichtige zu besinnen.

Dies möchte ich zum Schluss auch dir mitgeben. Wer bist du, was ist dir wirklich wichtig im Leben und worauf kannst du zukünftig dankend verzichten?⁠

Einige warten darauf, dass ihr altes Leben weitergeht. Andere nutzen Zeiten wie diese,
um ihre Zukunft zu gestalten. 

Zurück
Zurück

Zwei Jahre in der Selbständigkeit - ein Rückblick

Weiter
Weiter

Wie werde ich mutiger?