Wie kann ich wahre Selbstliebe lernen?

"Wie soll dich jemand lieben, wenn du dich selbst nicht liebst?"

Dieser Satz sollte ersatzlos gestrichen werden! In diesem Blogartikel wage ich ein provokantes Gedankenspiel zum Thema Selbstliebe. Möchtest du dich vertieft mit Selbstliebe auseinandersetzen, dann jongliere mit mir hier neue Gedanken.

Inhalt


Wie soll dich jemand lieben, wenn du dich selbst nicht liebst?

Diesen Satz hörte ich vor Jahren von einer Therapeutin. Damit entstand unglaublich viel Druck in mir, mich schnellstmöglich zu lieben. Schließlich wollte ich eine schöne Beziehung! Und natürlich ein schönes Leben!

Aber ich habe «es vergeigt»🎻.

Auch nach über 20 Jahren Persönlichkeitsentwicklung, unzähligen gelesenen Büchern, diversen Coaches und Therapeut:innen und einiger Ausbildungen: Ich schaffe es nicht immer, mich selbst zu lieben. 

Es gibt sogar Tage, da empfinde ich mich als eine Zumutung. Und das ist ok so.

Ich habe und hatte trotzdem gute Beziehungen. Trotz Selbstzweifel, fehlender Selbstakzeptanz und manchmal totaler Selbstüberschätzung lernte ich, dass ich liebenswert bin und geliebt werde.

Eine Kundin erzählte mir, dass ihre Therapeutin sagte, sie müsse sich selbst lieben, um eine schöne Beziehung zu haben 🙅‍♀️. Das machte mich richtig sauer, denn meine eigenen Erfahrungen lehrten mich etwas anderes. Ich konnte den Stress im Gesicht meiner Kundin sehen. Den Druck, der mich selbst so lange begleitete.

Also sagte ich ihr: “Vergiss das! Wenn wir erst eine Beziehung eingehen können, wenn wir uns selbst lieben, dann wäre 99% der Menschheit Single”.

Klar hilft es, wenn du dich selbst und deinen Wert kennst, dich akzeptierst, wie du bist. Es ist aber keine Bedingung für eine Beziehung. 

Was bedeutet das also für die Selbstliebe? 

Bedeutet Selbstliebe einfach Selbstakzeptanz? 

Lange Zeit glaubte ich, dass ich mich selbst liebe, wenn ich mich mit allem, was mich ausmacht akzeptiere. Dass ich mich selbst auch dann mag und nicht verurteile, wenn ich halbe Nächte lang auf Instagram herumscrolle, zu viel Zitronenkuchen esse und mir die innere Kritikerin zuflüstert, dass ich mein Leben einfach nicht im Griff habe und ich sowieso nicht gut genug bin. 

Dass ich mich akzeptiere, wie ich bin. Mit allen Sonnen- und Schattenseiten.

Der Weg bis zu dieser Akzeptanz war schon eine ziemliche Herausforderung und wie es das Wort schon sagt, ein ziemlicher Tanz. Und es gelingt mir mitnichten immer, meine Schattenseiten liebevoll anzunehmen. Aber ich versuche es und das zählt. 

Ist damit Ende gut, Alles gut? Ist Selbstakzeptanz die eigentliche Selbstliebe?

Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. 🤔

Ausgelöst durch einen Kommentar auf Instagram von einer Frau, die sagte, dass sie sich selbst sehr liebe und darum kaum noch jemand kennenlerne, weil sie die meisten diesbezüglichen Angebote im Namen der Selbstliebe gleich ablehne. 

Dies machte mich stutzig.   

Auf der einen Seite ging ich mit der Schreiberin einig. Denn schlussendlich ist es ja genau das, was ich meinen Kundinnen auch beibringe. Dass sie sich selbst ernst nehmen, dass sie sich erlauben zu wählen und nein zu sagen, wenn sich eine Begegnung nicht stimmig anfühlt. 

Dass sie ihre innere Stimme hören und ihre weibliche Intuition ernst nehmen, auch wenn ihre Sehnsucht nach Nähe, Zärtlichkeit und Beziehung gross ist. 

Auf der anderen Seite merkte ich, dass sich diese Definition von Selbstliebe für mich zu eng anfühlte, und ich fragte mich: 

Ist Selbstliebe nur eine Schutzstrategie?

Mehr und mehr begegnet mir Selbstliebe als eigentliche Schutzstrategie, sich nicht mehr mit den hässlichen und den verletzenden Seiten des Lebens auseinandersetzen zu müssen. 

Im Namen der Selbstliebe kann ich mich zurückziehen und sagen, dass ich mich selbst so sehr schätze, dass ich mir gewisse Erfahrungen von vorne weg nicht zumuten werde. So vermeide ich, dass ich verletzt werde, dass ich mit meinen Ängsten konfrontiert werde und dass mein Leben aus den Fugen geraten könnte. 

Aber ist es schlussendlich nicht genau das, was das Leben ausmacht? Sind es nicht genau diese Erlebnisse, die uns wachsen lassen?

Wie auf einer wunderbaren Reise, auf der nichts nach Plan läuft, wir den Bus verpassen (oder er fährt schon gar nicht), neue Begegnungen machen und ganz woanders hinfahren, als dass wir uns vorgenommen hatten. Und dabei großartige oder auch weniger tolle Erfahrungen machen. 🤷‍♀️

Wir streben alle nach unserer Definition von Glück und versuchen, Leid und Schmerz zu vermeiden und uns davor zu schützen. Dies ist zutiefst menschlich und doch verpassen wir damit das halbe Leben. 

Und darum finde ich es heikel, wenn wir uns im Namen der Selbstliebe von einem ganzheitlichen Leben fernhalten. Dann wird Selbstliebe zur Schutzstrategie. 

Wie kann ich Selbstliebe lernen?

Wenn Selbstliebe mehr als Selbstakzeptanz und Schutzstrategie sein soll, was ist Selbstliebe dann? Und ist Selbstliebe für eine Beziehung nötig?

Hier ist meine Definition von Selbstliebe:

Selbstliebe ist, dich zu 100% ins Leben zu werfen. Offen zu sein für alle Erfahrungen, die sich dir auf deinem Lebensweg zeigen. Von jeder Erfahrung lernen, mit dem Schlimmsten umgehen und das Beste aus dir und der Situation herausholen. Beides darf und soll nebeneinander existieren.

Das ist Leben, das ist Liebe. Wild und ruhig, sauber und schmutzig, unendliche Glückseligkeit und tiefster Schmerz, Hässlichkeit und Schönheit, Yin und Yang.

Und wenn du Selbstliebe lernen möchtest, dann lerne, deine Gefühle wahrhaftig zu fühlen, die an die Oberfläche kommen, wenn du dich ins Leben wirfst. Lerne dich ganz hinzugeben und zu vertrauen, dass du die ganze Palette von Gefühlen (aus)halten kannst, dass du mit ihnen umgehen kannst, dass du an ihnen wachsen wirst, weil du sie durchlebt hast. Das ist – meiner Meinung nach - Selbstliebe. 

Dein Selbst zu lieben bedeutet, dich dem Leben hinzugeben. 

Dich selbst zu lieben ist eine Liebeserklärung an das Leben. Dein Leben und das Leben aller anderen. 

Und dann ist jedes Date und jede Beziehung ein Mosaiksteinchen im Bild deines Lebens. Es ist deine Entscheidung, ob du diese Mosaiksteinchen als graue oder schwarze Elemente wahrnimmst, weil sie dir vielleicht Schmerzen und Kummer bereiten oder ob du sie als kunterbunte Wachstumsmöglichkeiten schätzt, die dein Leben lebendig und farbig gestalten. 

Wofür entscheidest du dich?


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